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BR-Heimatspiegel extra Die Zirbe - ein besonderer Baum der Alpen

Donnerstag, 09.05.2024
08:05 bis 09:00 Uhr

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Zirbelpesto und Zirbelstube
Die Zirbe - ein besonderer Baum der Alpen
Von Andreas Estner

„Führe wichtige Verhandlungen in einem Zirbelzimmer“, sagt eine alte Südtiroler Volkweisheit. Denn Zirbelholz, das wusste man schon immer, beruhigt die Gemüter. Ob sich die Bayerische Staatskanzlei deshalb eine „Zirbelstube“ einbauen ließ, bleibt Spekulation. Sicher ist: Immer mehr Schlafforscher behaupten, dass der Duft von Zirbelholz tatsächlich die Herzfrequenz senkt und einen tieferen, erholsameren Schlaf schenkt. Uraltes Wissen, sagen Baubiologen und Anthroposophen.
Die Zirbe (Pinus cembra) liefert im Alpenraum seit Jahrhunderten feinstes Möbelholz für besondere Räume. Bauernstuben und Gaststuben werden und wurden mit dem feinen, rötlichbraunen Holz ebenso ausgetäfelt wie Amtsstuben oder Klosterzellen. In den Schlafräumen des Klosters Müstair im Unterengadin schwebt der ätherische Zirbelduft noch nach dreihundert Jahren deutlich durch die Luft. Und eine Erkenntnis in Sachen „Zirbel“ ist noch älter: Menschen mögen den Duft - Motten, Bakterien und Pilze dagegen verabscheuen ihn und suchen das Weite.
Heute ist die Zirbe als Möbelholz auch in Bayern wieder „in“ - wegen ihres Duftes und wegen ihrer Maserung. Doch in Bayern bleibt sie nach wie vor Importware. Die widerstandsfähigen Bäume, die bis zu 1000 Jahre alt werden können, wachsen in den extremen Lagen der Zentralalpen. Aus den Dolomiten stammt der ladinische Name „Zirm“. In Südtirol wird die Zirbe geliebt und auch gern zu Likör und Schnaps verarbeitet. Und damit nicht genug: Auf der Kesselalpe im Ultental gibt es jetzt sogar Spaghetti mit Baumgeschmack. Zirbelpesto - der letzte Schrei.
Ein „Heimatspiegel extra“ von Andreas Estner für Holzwürmer und andere Naturfreunde.