ChatGPT Macht uns künstliche Intelligenz produktiver?

Von: Gregor Schmalzried, Leander Beil

Stand: 03.04.2023

Sie könnte uns schneller und schlauer machen, oder auch komplett ersetzen. Minütlich werden KI-Werkzeuge wie ChatGPT besser darin, menschliche Aufgaben zu übernehmen. Das wird die Arbeitswelt in den Büros verändern, aber wie genau?

ChatGPT ist ein fortschrittlicher AI-Chatbot, der in der Lage ist, menschenähnliche Interaktionen mit Benutzern auszuführen. Die Fähigkeit, Fragen zu beantworten, ist eine Stärke der künstlichen Intelligenz, die als Chatbot eingesetzt wird, aber es gibt auch Gefahren, da sie fehlerhaft sein kann und dies zu gravierenden Folgen führen kann. | Bild: colourbox.com

ChatGPT: KI-Chatbot revolutioniert das Internet

Schon lange beschäftigt uns Künstliche Intelligenz. Doch keine Website hat das Thema für so viele Menschen greifbar gemacht wie ChatGPT. Über 100 Millionen Menschen haben den Chatbot schon ausprobiert. Die Möglichkeiten scheinen endlos: Denn die KI kann viel mehr als bisherige Chatprogramme. So kann sie Geschichten schreiben, fiktive Diskussionen zwischen Prominenten erfinden und sogar Gedichte verfassen. Alles im Austausch mit dem User, der das Programm benutzt.


Ein ChatGPT, klug und weise,
Wie ein Staubsauger, rein und leise,
Saugt auf Wissen, Fragen, Sorgen,
Bringt Erkenntnis heut' und morgen.


ChatGPT als Antwort auf die Nachricht "Schreibe ein vierzeiliges Gedicht über ChatGPT mit dem Wort 'Staubsauger'".

Machinelles Lernen: Darum wirken Chatbots oder Text-KIs so schlau

ChatGPT nutzt Deep-Learning-Algorithmen, um natürliche Sprache zu verstehen und zu generieren. Die KI, die künstliche Intelligenz, die als Chatbot Fragen beantworten kann, birgt aber auch Gefahren. Sie kann Fehler machen, die gravierende Konsequenzen haben können. | Bild: colourbox.com

ChatGPT nutzt Deep-Learning-Algorithmen, um natürliche Sprache zu verstehen und zu generieren.

ChatGPT basiert auf GPT-3 (mittlerweile ist zum Teil auch die Nachfolgerversion GPT-4 verfügbar, die noch mehr Funktionen bietet). Das ist ein KI-Sprachmodell des amerikanischen Unternehmens "OpenAI". GPT-3 wurde mit Hunderten Milliarden Wörtern gefüttert, darunter Text aus Büchern, Zeitungen und dem Internet. Anschließend wurden gigantische Rechenleistungen aufgewendet, um diese Textmengen per Machine Learning auszuwerten und darin Muster zu erkennen.

Die KI hat keine Verbindung zur echten Welt, versteht also nicht, was Worte wie "Boris Becker" bedeuten. Aber sie hat Muster menschlicher Sprache gut genug analysiert, um zu verstehen: Beginnt ein Satz mit "Ein berühmter Tennisspieler ist ...", dann geht er im deutschen Sprachraum mit hoher Wahrscheinlichkeit weiter mit "... Boris Becker".

Man kann sich Text-KIs also vorstellen wie eine viel komplexere und schlauere Version der Auto-Vervollständigung auf dem Smartphone. Zwar hat die KI kein Bewusstsein und auch keinen direkten Zugriff auf die Realität außerhalb der digitalen Welt, aber sie ist so gut darin, Texte zu produzieren, dass diese von menschengemachten Texten oft kaum zu unterscheiden sind.

Zukunft der Arbeit: Wie KIs den Alltag verändern

ChatGPT hat sich als nützliches Werkzeug für die Automatisierung von Prozessen und die Verbesserung von Arbeitsabläufen in Unternehmen erwiesen. Trotz ihrer Fähigkeit, Fragen zu beantworten, birgt die künstliche Intelligenz, die als Chatbot eingesetzt wird, auch Risiken, da sie Fehler machen kann, die schwerwiegende Folgen haben können.
| Bild: picture alliance/KEYSTONE | CHRISTIAN BEUTLER

ChatGPT hat sich als nützliches Werkzeug für die Automatisierung von Prozessen und die Verbesserung von Arbeitsabläufen in Unternehmen erwiesen.

Gedichte schreiben schön und gut, ihr wahres Potential entfalten Text-KIs vor allem im Arbeitsalltag. Hinrich Schütze, Professor für Computerlinguistik an der LMU München, sagt dazu: "Es kommt immer auf die Branche an und auf das Berufsbild. Aber für einige Berufe ist es schon revolutionär." Die aktuellen Modelle sind bereits gut genug, um menschlicher Arbeitskraft in einigen Bereichen Konkurrenz zu machen:

1. Texte umwandeln
Ein Word-Dokument in eine PowerPoint-Präsentation umzuwandeln, das ist für einen Menschen eine mühsame Aufgabe. Eine moderne KI baut automatisch Zwischenüberschriften in Folien um, kann wichtige von weniger wichtigen Fakten unterscheiden und Zahlen im Fließtext in Diagramme verwandeln. Und das alles passiert in Sekunden.

2. Daten analysieren
Ein langes PDF-Dokument zu lesen und auszuwerten, kann gerne mal einen Tag dauern. Eine KI erledigt den Job sehr viel schneller.

3. Computercode schreiben
KIs wie ChatGPT können nicht nur in menschlicher Sprache kommunizieren, sie beherrschen auch alle gängigen Programmiersprachen. Software-Entwickler können ChatGPT also anweisen, einfache Programmierarbeiten für sie zu erledigen. In ersten Tests konnte die KI sogar kleine Computerspiele schreiben.

Das sind nur drei Beispiele, unzählige weitere Tätigkeiten werden aktuell geprüft oder schon eingesetzt.

Produktiv durch KI: Wie ChatGPT und Co. Arbeitsprozesse optimieren

Machen KIs produktiver? KI-basierte Systeme können Arbeitsprozesse optimieren und Unternehmen wettbewerbsfähiger machen. Obwohl die KI als Chatbot in der Lage ist, Fragen zu beantworten, gibt es auch Gefahren, da sie Fehler machen kann, die ernsthafte Auswirkungen haben können.
| Bild: BR

Machen KIs produktiver? KI-basierte Systeme können Arbeitsprozesse optimieren und Unternehmen wettbewerbsfähiger machen.

Es gibt bisher wenige Daten darüber, wie sich der Einsatz von KI auf die Arbeit auswirkt. Zwei erste Untersuchungen zeigen jedoch: Sowohl bei der Software-Entwicklung als auch beim Erledigen von Schreibarbeiten waren diejenigen, die mit KI arbeiteten, deutlich schneller fertig als ihre KI-losen Kollegen. Dazu kommt, dass sogar ihre Ergebnisse besser waren.

Ob sich dieser Effekt auch in weiteren Bereichen zeigt, werden wir bald wissen: Microsoft und Google rüsten ihre Office-Produkte ab jetzt auch mit KI-Unterstützung aus.

Bachelorarbeit mit ChatGPT: Wie gut ist Künstliche Intelligenz?

Bildung von Morgen: Wie wird KI die Schule verändern?

ChatGPT kann auf eine Vielzahl von Anwendungsfällen angewendet werden, auch in Schulen und zur Unterstützung von wissenschaftlichen Forschungsprojekten. Während die künstliche Intelligenz, die als Chatbot arbeitet, in der Lage ist, Fragen zu beantworten, gibt es auch Risiken, da sie fehlerhaft sein kann und dies zu schwerwiegenden Konsequenzen führen kann.
| Bild: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Timothy D. Easley

ChatGPT kann in vielen Bereichen angewandt werden, auch in Schulen und zur Unterstützung von wissenschaftlichen Forschungsprojekten.

Besonders großen Einfluss könnten Text-KIs in der Schule und an den Universitäten haben. Ein Aufsatz, für den man früher stundenlang recherchieren musste, lässt sich heute in Sekunden erledigen, dank ChatGPT. Die KI kommt dabei sogar mit kreativen und ungewöhnlichen Aufgaben hervorragend zurecht.

Bislang gehen Bildungseinrichtungen unterschiedlich mit dem Tool um. An Schulen in New York ist ChatGPT bereits verboten worden. An der Hochschule Macromedia in Stuttgart hingegen soll ChatGPT in Zukunft explizit erlaubt sein, aber nur, wenn man KI-generierte Texte klar als solche kennzeichnet.

Auch Schüler könnten KI in Zukunft als Werkzeug nutzen, um schwierige Themen besser zu verstehen und neue Perspektiven zu entdecken. Künftig könnte es zur Medienkompetenz gehören, KI-Texte auf Fehler zu untersuchen, nicht zuletzt, da KI-generierte Texte bald große Teile des Internets prägen werden.

Es gibt jedoch auch rechtliche Bedenken, insbesondere durch die strengen Datenschutzregeln in Europa. Die Nutzung von Tools wie ChatGPT könnte nach diesen problematisch sein, da bei den meisten Chatbots Daten auf Server in den Vereinigten Staaten gesendet werden. Dies könnte zu einer neuen Debatte führen, wie schon beim Einsatz von Microsoft-Produkten wie Microsoft Teams.

Alternativen zu ChatGPT: Andere wichtige Akteure in der KI-Entwicklung

Das Unternehmen OpenAI, das hinter ChatGPT, DALL-E und anderen wichtigen KI-Programmen steckt, wird vor allem von Microsoft finanziert. Doch auch andere Unternehmen wollen mitspielen:

  • Google und Meta: Die großen Tech-Konzerne arbeiten beide an ihren eigenen KI-Projekten, die ChatGPT Konkurrenz machen sollen. Mithalten mit dem mächtigen Konkurrenten können sie bislang jedoch nicht.
  • Baidu und Alibaba: Auch zwei chinesische Technologie-Giganten wollen im Rennen um die mächtige KI mitspielen. Dabei könnten sie es überraschend schwer haben. Die strenge Zensur in China macht das Sammeln und Auswerten von Daten schwer.
  • Aleph Alpha: Das deutsche Startup aus Heidelberg gilt als heimliche europäische Hoffnung im KI-Wettlauf. Dabei geht es jedoch als klarer Underdog ins Rennen. Während Microsoft über 10 Milliarden in OpenAI investiert, wurden in Deutschland bislang nur 23 Millionen Euro für die deutsche Antwort auf OpenAI eingesammelt. Europa ist, wie so oft in der digitalen Welt, klar im Hintertreffen.

Die Kehrseite der Künstlichen Intelligenz Herausforderungen und Schwächen von KI-Systemen

Das Hauptproblem: Ganz verlassen kann man sich auf die Ergebnisse der KI noch nicht. Sie macht immer wieder Fehler. Die künstliche Intelligenz hat nämlich kein Konzept von Wahrheit, sie verarbeitet nur neutral Text. Das kann dazu führen, dass die KI immer wieder Fehler veröffentlicht, sogenannte "Halluzinationen".

Teilweise sind diese Halluzinationen recht harmlos, etwa, wenn ChatGPT auf eine alte Fangfrage hereinfällt und behauptet, ein Kilo Eisen sei schwerer als ein Kilo Federn. Je schneller die Technologie sich entwickelt, desto besser werden jedoch auch die Ergebnisse der künstlichen Intelligenz. Die aktuelle Version von ChatGPT lässt sich zum Beispiel nicht mehr so leicht austricksen, und antwortet korrekt: "Ein Kilo Eisen und ein Kilo Federn haben beide das gleiche Gewicht: ein Kilogramm."

Doch sie können auch ernsthafte Konsequenzen haben. Der Suchmaschinen-Chatbot von Microsoft, der auf der gleichen KI wie ChatGPT basiert, wurde beispielsweise dabei erwischt, wie er einem Münchner Studenten als Bedrohung bezeichnete, weil dieser vermeintlich geheime Daten über ihn geleakt hatte.

Kritik an KI-Modellen: Drei Schwächen der künstlichen Intelligenz

  • Diskriminierung: Sich zu sehr auf Ergebnisse der KI zu verlassen, kann gefährlich sein. KI-Systeme, die auf unzureichenden oder unrepräsentativen Datensätzen trainiert wurden, können zum Beispiel Vorurteile und Diskriminierung aufgrund von Rasse, Geschlecht oder anderen Merkmalen reproduzieren. Der Deutsche Ethikrat empfiehlt, KI vor allem in Kombination mit menschlichem Personal einzusetzen und der KI in wichtigen Bereichen keine Entscheidungsmacht zu überlassen.
  • Urheberrecht: Das Urheberrecht bei KI-generierten Werken wird kontrovers diskutiert. KI-Systeme wurden mit urheberrechtlich geschützten Texten trainiert, aus denen die KI gelernt hat. Wenn die KI nun das Werk eines Künstlers reproduziert, handelt es sich dann um eine Urheberrechtsverletzung? Diese Frage ist juristisch noch nicht geklärt.
  • Privatsphäre: KIs können große Mengen an Daten sammeln, was Bedenken hinsichtlich der Privatsphäre der Nutzer aufwirft. Wenn diese Daten von Regierungen oder Unternehmen missbraucht werden, kann das zu einer Gefährdung der Grundrechte der Betroffenen führen.
  • Data Exploitation: KI-Systeme benötigen menschliche Arbeit, um trainiert zu werden. Die Daten müssen von Menschen gelabelt und kategorisiert werden, damit das KI-Modell aus ihnen lernen kann. Diese zeitintensive Arbeit lagern manche Unternehmen an externe Anbieter aus, die oft in Entwicklungsländern ansässig sind. Leider werden diese Arbeiter oft schlecht bezahlt und sind nur unzureichend durch Arbeitsrechte geschützt.