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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Die Wehrpflicht

Alle CDU-Mitglieder, die für die Wiedereinführung der Wehrpflicht gestimmt haben, müssen ein verpflichtendes unfreiwilliges Bundeswehrjahr absolvieren und zwar im Winter Quartal, ob sie dann kommt oder auch nicht. Alter und Geschlecht spielt da keine Rolle. Putzen, Betten bauen und sich anschreien lassen kann jeder und sind für die Landesverteidigung grundlegende Bausteine, die man unbedingt in jungen Jahren oder als CDUler mal erlernt und erlebt haben muss. Eine Glosse von Helmut Schleich.

Von: Helmut Schleich

Stand: 10.05.2024

Als der CDU- Bundesparteitag diese Woche die schrittweise Wiedereinführung der Wehrpflicht in das Parteiprogramm aufgenommen hat, habe ich an einen Satz denken müssen, der Friedrich Merz zugeschrieben wird: „Ich bin für ein soziales Pflichtjahr, so lange es freiwillig ist.“ Eine glasklare Position, frei nach Karl Valentin, der auf die Frage, ob ein Freiwilliger im Krieg auch schießen muss geantwortet hat: „Freiwillig muß er.“

Den freiwilligen Zwang soll die neue Wehrpflicht auch beinhalten. Alle werden gemustert, aber nach eingehender Befragung werden nur die Geeignetsten eingezogen - je nach Bedarf. Wie rasant sich so ein Bedarf entwickeln kann, das sieht man in der Ukraine. Da werden jetzt die 25-Jährigen eingezogen, weil 26-Jährige sind nicht mehr so viele da. Ob das der Polit-Schwiegersohn Daniel Günther aus Schleswig- Holstein gemeint hat, als er am CDU- Parteitag gesagt hat, „die Wiedereinführung der Wehrpflicht ist ein sichtbares Zeichen an Russland“!? Falls Kriegsbedarf besteht, unser Heer steht!? Wahrscheinlicher ist, dass er halt einfach auch was sagen wollte.

Da schau her, ein JU-ler, der den Philosophen Ernst Bloch zitiert

So ähnlich wie der JU- Chef Johannes Winkel. Der hat am Parteitag gesagt: „Wir dürfen die Verteidigung unserer Demokratie nicht dem Prinzip Hoffnung überlassen.“ Da schau her, ein JU-ler, der den Philosophen Ernst Bloch zitiert. Von dem stammt das Prinzip Hoffnung und er meint damit grob, dass der Mensch, wenn er frei von Demütigung und Entfremdung leben will, sich immer wieder noch nicht ausgeschöpfter Möglichkeiten bewusst werden und diese realisieren muss. Die Wehrpflicht ist doch eine solche „noch nicht ausgeschöpfte Möglichkeit“. Andererseits war Ernst Bloch Pazifist. Was wollte uns der JU- Chef sagen?

Markus Söder braucht keine Philosophen, er ist sich selbst Philosoph genug. Die Entscheidung der CDU pro Wehrpflicht hat er begrüßt und gesagt: „Die Lage erfordert ein anderes Denken.“ Im Klartext: Der Russe macht’s möglich.

Und der Russe macht ja zur Zeit vieles möglich. Die Energiewende, die Aufrüstung. Die ist ja noch viel interessanter wie die Wehrpflicht. Man denke an Schiller: „Der beste Kaufmann ist der Krieg, weil er aus Eisen Gold macht.“ Im Grunde müsste man ja dem Russen fast dankbar sein, für das, was er bei uns alles in Bewegung bringt.

Als man 1957 die Wehrpflicht in der Bundesrepublik zum ersten Mal eingeführt hat, da hat man’s weniger mit der Angst vor dem Russen begründet sondern mit der Angst vor der eigenen Armee, genauer gesagt vor einer Berufsarmee als „Staat im Staate“. Davor braucht man sich heute in Deutschland nicht mehr zu fürchten. Selbst wenn die Bundeswehr ein Staat im Staate wäre, dann höchstens einer, der hilflos am Tropf unserer Entwicklungshilfe hängt.

Eben alles eine Frage der Perspektive.


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