Ein Biogas-Bus der Stadtwerke Augsburg an der Haltestelle Königsplatz
Bildrechte: BR

Ein Biogas-Bus der Stadtwerke Augsburg – perspektivisch sollen die Gas-Busse durch Elektrobusse ersetzt werden

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Vorreiter Augsburg kündigt Aus für Biogas-Busse an

Schon seit dem Jahr 2011 betreiben die Stadtwerke Augsburg ihre Bus-Flotte CO2-neutral mit Biogas. Augsburg gilt damit als klimafreundlicher Vorreiter. Nun aber haben die Stadtwerke langfristig die Umstellung auf Elektrobusse angekündigt.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Die Augsburger Stadtwerke verabschieden sich gegen Ende des Jahrzehnts nun doch von ihren Biogas-Bussen. Zwölf Gas-Busse seien neu bestellt, und 2026 würden noch mal 30 Gas-Busse durch neue Modelle ersetzt, heißt es von den Stadtwerken. Dann aber werde umgerüstet, weg von Gas, hin zu Elektrobussen, teilte Sprecher Jürgen Fergg auf Anfrage des BR mit.

Stadtwerke begründen Aus für Biogas-Busse mit EU-Richtlinie

Dabei hatten die Stadtwerke lange darauf beharrt, die im täglichen Betrieb bewährten Biogasbusse weiterhin einzusetzen. Nun habe man sich aber gegen weitere Planungen mit Gasbetrieb entschieden: "Wir haben in der EU die Clean-Vehicels-Richtlinie, die wird immer mehr verschärft," so Fergg. Dazu gebe es künftig auch keine Hersteller mehr, sodass man auch deshalb gezwungen sei, umzurüsten auf Elektrobusse. Auch der Nürnberger Verkehrsbetrieb VAG hat sich für einen Abschied von Bussen mit Verbrennungsmotor entschieden. Hier soll schon 2030 die komplette Flotte elektrisch fahren.

Anteil neuer Busse muss nach 2025 emissionsfrei fahren

Die "Clean Vehicles Directive" der Europäischen Union gilt in Deutschland über ein Bundesgesetz. Dieses "Saubere-Fahrzeuge-Beschaffungs-Gesetz" sieht vor, dass öffentlichen Auftraggeber bei der Neuanschaffung von Bussen bis Ende 2025 mindestens 45 Prozent "saubere" Fahrzeuge kaufen müssen. Für den Zeitraum von 2026 bis Ende 2030 müssen bei Anschaffungen mindesten 65 Prozent der neuen Fahrzeuge als "sauber", die Hälfte davon als emissionsfrei gelten. Unter dem Strich darf also ab 2026 jeder dritte neu gekaufte Bus weder CO2 noch Stickoxide ausscheiden. Für diesen Anteil kommen Busse, die mit Biogas fahren, nicht in Frage.

Stadtwerke betonen Umweltfreundlichkeit der Augsburger Busse

Stadtwerker-Sprecher Jürgen Fergg betont die Vorteile der Biogas-Busse in Punkto Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit: "Wir fahren ja mit Biogas, und das Biogas wird hergestellt aus landwirtschaftlichen Abfällen, also nicht aus Lebensmitteln, sondern Abfällen wie Stroh." Das bei der Verbrennung von Biogas ausgestoßene CO2 wird zuvor beim Pflanzenwachstum gebunden. Auch aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten falle dem Unternehmen die Entscheidung gegen die Biogas-Busse nicht leicht, heißt es von den Stadtwerken.

Infrastruktur muss an Elektrobusse angepasst werden

Die Stadtwerke sprechen von einer Umstellung, die "natürlich sehr, sehr intensiv" sei. Man müsse Stromkabel legen und eine neue Infrastruktur schaffen in der Buswerkstatt. Sprecher Jürgen Fergg befürchtet, dass die Preise im Nahverkehr dadurch weiter steigen werden, wenn es nicht zusätzliche Zuschüsse gibt.

Euskirchen hofft auf Wasserstoff als Zukunftstechnologie

Augsburg gilt als Vorreiter beim Aufbau einer mit Biogas betriebenen Busflotte. Auch andere Kommunen setzten auf diesen Energieträger. Stadt und Landkreis Euskirchen im Raum Köln-Bonn etwa betreiben eine relativ junge Flotte mit 70 Fahrzeugen. Nach Angaben einer Sprecherin will man dort weiter auf die Technologie setzen. Eine Alternative sieht man dort perspektivisch im Thema Wasserstoff.

Hersteller MAN bestätigt neuen E-Trend

Der Hersteller der Augsburger Biogas-Busse sieht ebenfalls einen klaren Trend in Richtung batterie-elektrische Fahrzeuge bei Stadtbussen. Gegenwärtig forderten die meisten Ausschreibungen, insbesondere in größeren Städten, Busse mit batterie-elektrischem Antrieb. Entsprechend viele würden die MAN ausliefern. Erst vor Kurzem hätte man den tausendsten E-Bus an den Kunden übergeben.

Die Gründe dafür lägen zum einen am Antrieb selbst: Die Fahrzeuge sind – anders als Busse mit Verbrennungsmotor – nicht nur lokal emissionsfrei, sondern sowohl für die Fahrgäste als auch für Anwohner angenehm leise.

Forschungszentrum sieht Vorteile vom Biogas

Beim Deutschen Biomasseforschungszentrum gemeinnützige GmbH (DBFZ) in Leipzig bedauert man das Aus für die Biogasbusse in Augsburg. Es sei schade, solche guten Lösungen auszusetzen, zumindest dort, wo es bereits eine entsprechende Infrastruktur gebe, sagt Karin Naumann, wissenschaftliche Mitarbeiterin am DBFZ, dem BR. Sie weist darauf hin, dass man Augsburg bislang als beispielhaft vorgestellt habe. Schließlich hätten die Busse im Winter auch den Vorteil, über den Verbrenner-Motor gleich Wärme mitliefern zu können. Gerade Biomethan halte man für einen der fortschrittlichen Ersatzstoffe. Dessen Nutzung wäre auch im Kraftstoffsektor als Übergangslösung eine gute Idee, ist Naumann überzeugt.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!