ARCHIV - 22.09.2022, Niedersachsen, Osnabrück: Blick auf einen nahezu leeren Innenraum einer Kirche. Die Zahl der Kirchenaustritte in Deutschland ist auch 2023 hoch geblieben. (Zu dpa "Zahl der Kirchenaustritte weiter hoch") Foto: Friso Gentsch/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Kirchenaustritte

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"jetzt red i": Wer braucht noch Glaube und Kirche?

In Zeiten von Krisen und Kriegen waren die Kirchen in vergangenen Jahrhunderten der Anker vieler Menschen. Heute haben sich die meisten abgewendet. Werden Kirche und Glaube überhaupt noch gebraucht? Dazu diskutiert "jetzt red i" - jetzt live.

Über dieses Thema berichtet: jetzt red i am .

Ostern steht vor der Tür. Auch in Deutschland werden in diesen Tagen die Kirchen voll sein. Doch das ist mittlerweile die Ausnahme. Denn 2022 sind allein in Bayern mehr als 153.000 Menschen aus der Katholischen Kirche ausgetreten – so viele wie noch nie zuvor. Die, die sich abwenden, üben viel Kritik: Es geht um den Zölibat, die Stellung der Frau und die Haltung zu Ehe, Homosexualität und Familie.

Doch auch der Evangelischen Kirche, die in vielen dieser Fragen eine liberalere Haltung vertritt, laufen die Mitglieder davon. In Bayern sind im Jahr 2022 mehr als 48.000 Menschen ausgetreten – ebenfalls ein Rekordwert. Auch die Missbrauchsskandale in beiden Kirchen haben dazu beigetragen, dass viele das Vertrauen verlieren.

Die Bedeutung der Kirchen schwindet

Dabei leben wir aktuell in Krisenzeiten. Die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, aber auch die Klimakrise und die Folgen verunsichern, viele machen sich wegen der negativen wirtschaftlichen Entwicklungen Sorgen um die Zukunft. Gerade in solch unsicheren Zeiten müssten die Menschen Orientierung und Trost suchen.

Sie tun dies aber offenbar nicht mehr in den christlichen Glaubensgemeinschaften: Laut einer aktuellen Studie der Evangelischen Kirche Deutschlands spielt für 80 Prozent der Befragten Religion in ihrem Leben keine oder nur eine geringe Rolle. Auf der anderen Seite finden spirituelle und esoterische Angebote großen Zuspruch – besonders bei jungen Leuten.

Modernisieren oder auf traditionelle Werte besinnen?

Rainer Maria Schießler, katholischer Stadtpfarrer in München, fordert ein Umdenken: "Wir müssen raus aus der Komfortzone unserer Pfarrhäuser. Wir dürfen nicht länger aus Eitelkeit in den eigenen Mauern beleidigt warten, in der Hoffnung, dass doch noch jemand kommt."

Auch in der evangelischen Kirche ist man bereit, neue Wege zu gehen. So hält Pfarrerin Ulrike Wilhelm aus Garmisch-Partenkirchen regelmäßig Bergmessen unter freiem Himmel. Aber wie sehr kann sich die Kirche von ihren Traditionen lösen, ohne ihre Identität zu verlieren? Kritiker warnen bereits vor zu vielen Reformen und einem Abdriften in die Beliebigkeit.

Wie muss sich Kirche verändern, um die Menschen besser zu erreichen? Und wie viel Veränderung verträgt die Kirche? Wie wichtig sind die Kirchen für unser gesellschaftliches Zusammenleben? Welche Antworten kann der christliche Glaube in Krisenzeiten geben? Brauchen wir die Kirchen noch?

Darüber diskutieren bei "jetzt red i" Bürgerinnen und Bürger live mit dem katholischen Pfarrer Rainer Maria Schießler aus München und der evangelischen Pfarrerin Ulrike Wilhelm aus Garmisch-Partenkirchen. Ihre Meinung ist gefragt.

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