Goldfische in einem Becken
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Gefahr aus dem Gartenteich: Wenn Goldfische zur Plage werden

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Plage im Gartenteich: Wenn Goldfische zur Bedrohung werden

Ausgesetzte Goldfische können in Biotop-Teichen katastrophale Folgen haben. Die Zierfische vermehren sich rasant, und fressen gerne den Laich von heimischen Amphibien. Wer überzählige Goldfische aussetzt, riskiert überdies ein saftiges Bußgeld.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Ein Weiher im Mühldorfer Hart, einem großen Waldgebiet zwischen Mühldorf und Waldkraiburg in Oberbayern. Auf den ersten Blick: eine Idylle. Hunderte Kaulquappen schwimmen nah am Ufer, Schilf wächst in einer Ecke, und Fische sieht man auch. Goldfische. Und genau das ist das Problem, sagt Andreas Zahn vom Bund Naturschutz.

Goldfische: Rasante Vermehrung, großer Appetit

Der Teich im Mühldorfer Hart wurde von der Forstverwaltung angelegt als Biotop für Amphibien. Grasfrösche, Lurche, Kröten sollten hier laichen und aufwachsen. Das klappte – bis jemand Goldfische im Teich aussetzte. Der Goldfisch frisst gern Laich von Amphibien und Kaulquappen. Die Folge: "Der Grasfrosch, also eigentlich eine ganz häufige Art, ist hier in diesem Wald verschwunden", sagt Andreas Zahn. Auch Lurche findet man nicht mehr. Die Kaulquappen, die hier noch schwimmen, stammen von der Erdkröte. Sie schmecken bitter – nur deswegen verschmähen sie die Goldfische.

Goldfische wurden ursprünglich in China als Zierfische gezüchtet. Sie sind sehr robust, vertragen auch Frost, und sie vermehren sich rasant: Bis zu zehnmal pro Saison kann ein Weibchen laichen.

Wer Goldfische aussetzt, begeht eine Ordnungswidrigkeit

Im Zoohandel gibt es Goldfische schon unter einem Euro pro Stück. Wer sich nicht auskennt, kauft für den Gartenteich zu Hause kräftig ein und stellt bald überrascht fest, wie schnell sich Goldfische vermehren. Wohin mit den Tieren, die zu Hause keinen Platz mehr haben? Offensichtlich glauben viele, dass sie den Tieren einen Gefallen tun, wenn sie die Fische in Biotop-Gewässern freilassen.

Ein fataler Fehler. Die rechtliche Seite: Wer Goldfische aussetzt, begeht eine Ordnungswidrigkeit – das Bußgeld liegt bei bis zu 10.000 Euro. Denn Goldfische sind keine heimische Tierart.

Goldfische im Waldteich: Wen Zeugen informieren sollten

💬 Die BR24-User "Piraeus", "cundy2007", "Wilbury" und "luutzi" haben in den Kommentaren diskutiert, wer zur Hilfe gerufen werden sollte, wenn Goldfische in einem Waldteich entdeckt werden. Das Team von "Dein Argument"  hat ergänzt:

Wer Goldfische beispielsweise in einem Waldteich entdeckt, der sollte sich bei den Fischereiberatern des jeweiligen Bezirks melden. Die Experten dort können die Goldfische dann abfischen. Zuständig für die Verfolgung und Ahndung der Ordnungswidrigkeit hingegen sind die Landratsämter. 💬

Die Folgen für das Ökosystem sind dort nicht so schlimm, wo schon Fische leben – für Hechte und Zander sind Goldfische einfach Futterfische. Wo aber Amphibien vorkommen, bedeutet das Aussetzen von Goldfischen eine ökologische Katastrophe – wenn deren Laich als Nahrung angesehen wird.

Wohin mit überzähligen Goldfischen?

Aber was sollen Teichbesitzer tun, die feststellen, dass aus den vier gekauften Goldfischen im Laufe einer Saison Dutzende Tiere geworden sind? Reinhard Huber vom Verein "Aquaterra Erding" rät: schon beim Kauf mitdenken, dass sich die Fische vermehren. Er hat selbst Goldfische verschiedener Arten in seinem Teich im Garten. Und: Er füttert sie nur einmal die Woche. "Die meisten Leute, die füttern am Tag dreimal, weil das so schön ist, wenn die Goldfische so betteln. Und das ist der helle Wahnsinn", sagt Huber. Denn genau so sorgt man nicht nur für Algenwachstum im Teich – man zieht auch jede Menge Jungfische groß, die dann irgendwo hin müssen.

Huber betreibt selbst eine Teichbörse. Goldfische wird man kaum mehr los. Er rät: Schon beim Kauf überlegen, wie groß der Teich ist, wie viele Fische das Gewässer vertragen kann, im Zweifelsfall lieber auf Fische verzichten und nur Pflanzen züchten.

Im Audio: Wenn Goldfische zur Plage werden

Teich im Mühldorfer Hart.
Bildrechte: BR/Hermann Scholz
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Teich im Mühldorfer Hart.

Dieser Artikel ist erstmals am 17. April 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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