Außenansicht vom Pflegeheim der Caritas-Stiftung in Seeg.
Bildrechte: BR / Katharina Reichhart

Das Pflegeheim der Caritas-Stiftung in Seeg bekommt einen neuen Vorstand (Symbolbild).

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Betrugsvorwürfe in Seeg: Wie es im Caritas-Heim jetzt weitergeht

Betrug und Untreue in Millionenhöhe: Seit Bekanntwerden der Vorwürfe rund um das Pflegeheim in Seeg herrschte Stillstand bei der Caritas-Stiftung. Der seit Januar inhaftierte Bürgermeister wollte seinen Posten als Vorstand nicht räumen - bis jetzt.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Nach den Betrugs- und Untreuevorwürfen in Millionenhöhe gegen den Seeger Bürgermeister Markus Berktold bekommt die Caritas-Stiftung Seeg nun einen Notvorstand. Das teilte der Anwalt des Caritasverbands in Augsburg, Stefan Kiefer, am Montag mit.

  • Zum Artikel: Nach Betrugsvorwürfen: Pflegeheim in Seeg arbeitet normal weiter

Bürgermeister als Vorstand – trotz U-Haft

Das Amtsgericht Kempten habe dem entsprechenden Antrag von Kirchenstiftung Seeg und Caritasverband jetzt stattgegeben. Wochenlang hatte sich der inhaftierte Bürgermeister Markus Berktold als bisheriger Vorstand des Caritas-Stifungs-Vereins in Seeg geweigert, den Weg für einen Notvorstand freizumachen. Inzwischen hat er laut Amtsgericht aber seine Verhinderung eingeräumt. Damit können die Kirchenstiftung in Seeg und der Caritasverband Augsburg jetzt einen Notvorstand einsetzen.

Wer den Vorstand jetzt übernimmt

Der Seeger Franz Gast, früherer Geschäftsführer des Kreiscaritasverbands im Ostallgäu, wird den Verein nun übergangsweise leiten und neue Mitglieder aufnehmen. Nach den Sommerferien soll eine erste Mitgliederversammlung stattfinden. Dann sollen ein neuer Vorstand gewählt und alte Beschlüsse aufgehoben werden.

Das sind die Betrugsvorwürfe

Seit Januar sitzt der Seeger Bürgermeister Markus Berktold wegen des Verdachts auf Betrug und Untreue in Untersuchungshaft. Gemeinsam mit dem früheren Leiter des Caritasheims soll er über Scheinrechnungen Coronahilfen in Höhe von 1,3 Millionen Euro erschlichen haben. Außerdem wirft die Staatsanwaltschaft dem Bürgermeister vor, als Vorsitzender bei dem Verein "Caritas-Stiftung Seeg" rund 1,4 Millionen Euro veruntreut zu haben. 500.000 Euro davon zu seinen persönlichen Gunsten.

Anwalt von Bürgermeister: "Kein Cent in eigene Tasche gesteckt"

Berktolds Anwalt Robert Chasklowicz bestreitet, dass sich sein Mandant persönlich bereichert habe. "Herr Berktold hat sich keinen einzigen Cent in die, eigene private Hosentasche gesteckt oder Gelder der Caritas Stiftung Seeg e.V. und der Caritas Seeg gGmbH zugunsten von Familienangehörigen verschoben“, schreibt der Rechtsanwalt in einer am 1.8.23 verschickten Pressemitteilung. Das hätten auch die umfangreichen Ermittlungen der Generalstaatsanwaltschaft Nürnberg und der Kriminalpolizei Kempten bestätigt.

"Herr Berktold hat seine Tätigkeiten im Caritas-Verein, in der Caritas Seeg gGmbH und in den sogenannten Ulrichsgesellschaften unentgeltlich im Interesse der Sicherstellung der Versorgung der Pflegebedürftigen ausgeübt." Sämtliche von seinem Mandanten veranlasste Zahlungen seien belegt und nachvollziehbar, so Chasklowicz: "Es sind keinerlei Gelder in irgendwelchen dunklen Kanälen verschwunden.“

Für den Bürgermeister und den früheren Heimleiter gilt die Unschuldsvermutung.

Warum der tatsächliche Schaden noch höher sein könnte

Nach Angaben des Rechtsanwalts des Augsburger Caritasverbands könnte der tatsächliche Schaden bei der Caritas-Stiftung Seeg aber noch deutlich höher liegen: Der Verein habe in der Amtszeit Berktolds ein Barvermögen von 2,4 Millionen Euro verloren, sagt Stefan Kiefer.

Seit Mitte Januar bemühten sich die Kirchenstiftung vor Ort und der Caritasverband der Diözese Augsburg, den Verein wieder handlungsfähig und von Markus Berktold unabhängig zu machen. Mit dem neuen Notvorstand ist das laut Anwalt Kiefer nun gelungen. Der Verein sei zwar wirtschaftlich geschwächt, besitze aber weiter sein Immobilienvermögen. "Der Caritasverband der Diözese Augsburg wird den jetzt bestellten Notvorstand bei seinen weiteren Schritten und die Absicherung der Pflege vor Ort weiter im Rahmen seiner Möglichkeiten begleiten und unterstützen", so Rechtsanwalt Kiefer.

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