Nette Komplimente Wie ihr sie richtig macht

Von: Marisa Gierlinger

Stand: 28.02.2024

Wer bekommt nicht gern Komplimente? Es müssen nicht immer Klischees wie das Aussehen sein. Oberflächliche Komplimente können schnell daneben gehen und sogar verärgern. Was ihr beachten solltet, wenn ihr Frauen und Männern Komplimente macht.

Mann macht aufwertende Handgesten. Wer bekommt nicht gern Komplimente? Es müssen nicht immer Klischees wie das Aussehen sein. Ein schönes Kompliment kann Männern wie Frauen eine Freude machen. Wie ihr gute Komplimente macht - und sie auch richtig annehmt. Unsere Tipps und Beispiele. | Bild: picture alliance / Zoonar | Phongthorn Hiranlikhit

Freude schenken: Was ist ein gutes Kompliment?

Von anderen Leuten schöne Dinge über einen selbst gesagt bekommen - an sich eine wunderbare Sache. Aber Kompliment ist nicht gleich Kompliment. Wie gut es ankommt, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Wer macht das Kompliment? Wie ehrlich oder persönlich ist es? Steckt eine Strategie dahinter? Ein Kompliment soll vor allem eins: dem Empfänger eine Freude machen. Die eine freut sich, wenn etwas wertgeschätzt wird, wofür sie sich besonders Mühe gegeben hat. Der andere ist dankbar für ein Kompliment, das eine vorherige Verunsicherung löst. Ob ein Kompliment gelungen ist, ist beziehungs- und situationsabhängig. Von eurem Partner wollt ihr andere Dinge hören als von der Vorgesetzten. Leistungen wollt ihr anders bewertet wissen als das eigene Aussehen. Ein Kompliment ist schließlich auch ein Feedback: Es zeigt, dass sich jemand näher mit euch auseinandergesetzt hat und benennen kann, was er oder sie genau an eurer Arbeitsweise, eurer Persönlichkeit oder eurem Äußeren besonders bewundert.

Psychologie: Komplimente machen und bekommen tut gut

Lob und Komplimente machen Freude. Dieser positive Effekt ist wissenschaftlich bestätigt und zeigt sich nicht nur innerhalb von Partnerschaften, sondern auch in anderen sozialen Interaktionen. Schon kleine Gesten können uns den Tag versüßen, regelmäßige Aufmerksamkeiten steigern die langfristige Lebenszufriedenheit. Lob kann sogar helfen, die sportliche Performance oder andere Leistungen zu verbessern. Dabei wirken sich Komplimente nicht nur auf diejenigen aus, die sie bekommen. Auch das Geben von Komplimenten steigert den eigenen Selbstwert und das Wohlbefinden. Warum also machen wir nicht mehr Komplimente? Aus Angst davor, dass sie nicht gut angenommen werden. Tatsächlich ist das jedoch selten der Fall. Diese Widersprüchlichkeit untersuchten amerikanische Forscherinnen 2020 in einer Studie.
Komplimente tun uns gut. Das zeigt sich sogar auf neuronaler Ebene. Was genau in unserem Gehirn dabei passiert, hat ein Forschungsteam des Universitätsklinikum Heidelberg untersucht. Vorrangig ging es dabei um Komplimente innerhalb romantischer Paarbeziehungen.
Das Ergebnis: Positiver Zuspruch überschüttet uns mit den Bindungs- und Glückshormonen Oxytocin und Dopamin.

Glückshormone: Wie sich Komplimente auf uns auswirken

"Die Ergebnisse unserer Untersuchung liefern erste Hinweise darauf, dass liebe und wertschätzende Worte an den Partner oder die Partnerin jene Belohnungsschaltkreise im Gehirn aktivieren, die auch dann reagieren, wenn wir beispielsweise unsere Lieblingsmusik hören, ein gutes Essen genießen oder im Lotto gewinnen."

Dr. Beate Ditzen, Direktorin Institut für Medizinische Psychologie, Uniklinikum Heidelberg in einer Pressemitteilung des Instituts 2023

Frauen und Männer: Komplimente machen, ja oder nein?

Frauen lieben Komplimente - diese Vorstellung hält sich nicht nur in einschlägigen Männermagazinen hartnäckig. Das Bild des Objekts der Begierde, das es mit blumigen Worten zu umwerben gilt, ist zwar schon etwas verstaubt. Aber klar - wer hört nicht gerne, dass er jemand anderem gefällt? Das trifft allerdings genauso auf Männer zu. Die bekommen laut eigener Aussage eher selten Komplimente zu hören. Traut euch also ruhig! Nicht nur am Tag der Komplimente am 1. März. Aufrichtige und nette Komplimente sind eine schöne Möglichkeit, Wertschätzung auszudrücken.

Beim Flirten sind Komplimente oft ein willkommener Ice-Breaker. Das gilt allerdings nicht uneingeschränkt. Oberflächliche Anmachsprüche kommen eher schlecht an. Viele Frauen empfinden anzügliche Kommentare von Unbekannten von vornherein als ungebeten und übergriffig - und eben nicht als Kompliment. Je nach Situation können auch Komplimente zwischen Bekannten als nicht angemessen empfunden werden, etwa am Arbeitsplatz. "Der Rock steht dir total, du solltest öfter mal was Feminines tragen" - vom Kollegen oder gar vom Chef eher unpassend. Überlegt euch selbst: Wie könnte diese Bemerkung beim Gegenüber ankommen?

Falsche Komplimente: und solche, die nicht gut ankommen

Auch ein gut gemeintes Kompliment kann mal daneben gehen. Etwa, wenn es veraltete Klischees oder Erwartungshaltungen bedient. "Du hast wirklich ein Talent für den Haushalt" oder "Hast du abgenommen?" kann auch als Kränkung aufgefasst werden. Es gibt aber auch gezielt in „Komplimente“ verpackte Seitenhiebe. Wenn die Schwiegermutter sagt: „Ich bewundere, wie sehr du es schaffst, Arbeit abzugeben“, kann man zurecht skeptisch sein.

Danke sagen: Wie ihr Komplimente richtig annehmt

Wie reagiert ihr auf ein Kompliment? Bedankt ihr euch? Wechselt ihr schnell das Thema? Versucht ihr, das Gesagte mit einer witzigen Bemerkung zu entkräften? Ein Kompliment anzunehmen, ist für viele gar nicht so einfach. Dahinter kann ein vermindertes Selbstwertgefühl stecken. Der beste Umgang mit Komplimenten ist Experten zufolge: sie dankend anzunehmen. Damit macht ihr dem anderen und euch eine Freude. Vorausgesetzt natürlich, es kommt bei euch auch als Kompliment an.

Video: Wie ihr richtig Komplimente macht

Kommunikation: Woraus ein gutes Kompliment besteht

Komplimente müssen nicht kompliziert oder originell sein. Tatsächlich gleichen sich die meisten in Aufbau und Inhalt. Das haben die Kommunikationsforscherinnen Nessa Wolfson und Joan Manes in den 1980-er Jahren im US-amerikanischen Raum beobachtet. Die Studie wird international viel zitiert. Demnach haben Komplimente fast immer etwas Formelhaftes. 80 Prozent der untersuchten Komplimente beinhalteten positiv aufwertende Adjektive, wobei diese sich oft wiederholten: schön, gut, toll, lecker und so weiter. Noch einheitlicher war der syntaktische Aufbau: Nomen-Verb-Adjektiv.

  • "Das Kleid steht dir super."
  • "Deine Wohnung ist toll eingerichtet."
  • "Das schmeckt total lecker."

In manchen Fällen ist nicht das Adjektiv, sondern das Verb aufgewertet. Oft im Sinne von "Ich mag, wie du...", "Mir gefällt, dass du..." oder "Ich liebe dein..." .

Den Autorinnen zufolge handelt es sich bei Komplimenten um eine soziale Strategie, Nähe und Solidarität zu schaffen. Das muss deshalb nichts Schlechtes sein. Bewusste positive und aufwertende Aussagen einzustreuen, schafft nachweislich ein angenehmes zwischenmenschliches Verhältnis und stabilere Beziehungen. Man nennt das auch "phatische Kommunikation". Wie sehr Komplimente Teil der Alltagskultur sind, unterscheidet sich je nach Ländern und Kulturen. So wird US-Amerikanern oft nachgesagt, mit Komplimenten freigiebig zu sein. In Teilen Bayerns heißt es "Nix g'sagt is g'lobt gnua", also in etwa: Kein Kommentar ist Lob genug.

Ehrlich und persönlich: Das sind die schönsten Komplimente

Dass es nicht immer das formelhafte "Du bist so schön" oder "Diese Bluse steht dir total toll" sein muss, bestätigt eine Studie der Sacred Heart University in Connecticut. Die Teilnehmer wurden dabei unter anderem nach dem schönsten Kompliment gefragt, das sie je bekommen haben. Das Ergebnis: Beim Großteil handelte es sich um Komplimente, die auf die Persönlichkeit abzielen. Bei Frauen lag dieser Anteil sogar bei über 70 Prozent. Oft ist es aber auch individuell, was am meisten Freude macht. Hier ein paar Beispiele:

  • "Du bist die stärkste Person, die ich kenne."
  • "Mit dir ist es nie langweilig."
  • "Deine gute Laune ist ansteckend."
  • "Ich liebe dein Selbstbewusstsein."
  • "Du bist ein Vorbild für mich."
  • "Ich bewundere, wie du das alles schaffst."
  • "Auf dich kann ich mich immer verlassen."
  • "Du bist etwas Besonderes - bleib so, wie du bist."
  • "Du bist ein guter Zuhörer."
  • "Danke, dass du mein Leben schöner machst."
  • "Mit dir zusammen fühle ich mich am Wohlsten."
  • "Du findest immer die richtigen Worte."
  • "Ich wünschte, ich hätte einen Bruder wie dich."
  • "Du bist der beste Papa/die beste Mama auf der Welt."

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