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41. FILMSCHOOLFEST MUNICH Die Preisträger:innen 2022

41. FILMSCHOOLFEST MUNICH hat die diesjährigen Preise verliehen. Unter den Gewinnern sind der poetische Kurzdokumentarfilm „We Know How Beautiful They Were, These Islands” von Younès Ben Slimane (Le Fresnoy, Frankreich) und der Kurzspielfilm „I Was Never Really Here“ von Gabriel B. Arrahnio (Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, Deutschland). Es wurden insgesamt zehn Preise im Wert von 32.000 Euro verliehen.

Stand: 21.11.2022

41. FILMSCHOOLFEST MUNICH – DIE PREISTRÄGER:INNEN | Bild: FILMSCHOOLFEST MUNICH


Die Festivaljury (Ildikó Enyedi, Yana Sad, Mira Fornay, Quentin Lichtblau und Özcan Vardar) sowie weitere Jurys der Preisstifter wählten ihre Preisträger:innen dieses Jahr aus 40 Filmen. Zehn Preise – im Wert von insgesamt 32.000 Euro – wurden vergeben, mehrere Lobende Erwähnungen ausgesprochen. Die Filme im Wettbewerb kamen 2022 von 32 Filmhochschulen, produziert wurde in 21 Ländern rund um die Welt.

"Ich danke allen Filmemacher:innen, denn sie alle haben uns mit ihren Filmen neue Welten eröffnet und zu Diskussionen angeregt. Und allen, die nun einen Preis gewonnen haben, gratuliere ich ganz herzlich. Möge es Ermutigung und Ansporn sein, die eigene Handschrift weiterzuentwickeln und uns in Zukunft mit neuen Werken zu überraschen, zu verzaubern und nachdenklich zu machen."

Diana Iljine, Festivalleiterin

Das Festival fand an der Hochschule für Fernsehen und Film statt, wo im nahezu ausverkauften Audimax insgesamt 3400 Besucher:innen die zehn Festivalprogramme, drei Sonderprogramme, Masterclasses und Workshops besuchten. Zum allerersten Mal gab es auch eine Schulvorstellung für 14- bis 16-jährige Schüler:innen, die sehr gut ankam. Die Festivallounge, ebenfalls in der HFF, war ein beliebter Treffpunkt für die zahlreichen internationalen Gäste und HFF-Student:innen.

Die Preisträger:innen

„We Know How Beautiful They Were, These Islands” von Younès Ben Slimane (Le Fresnoy, Frankreich) wurde als bester Film mit dem VFF Young Talent Award ausgezeichnet.

Im Nirgendwo einer nächtlichen Wüste beerdigt ein Mann ihm unbekannte Menschen, die auf der Flucht ums Leben gekommen sind und wacht über deren Gräber. Die Jury sagt: „Es war uns eine Ehre, diese besondere Kino-Erfahrung machen zu dürfen. Der Macher dieses Films hat uns in die dunklen und schmerzhaften Bereiche des menschlichen Daseins eingeladen – mit einfachen und entwaffnend gleichmäßigen Mitteln. Der Film zeigt einen Abschluss, einen verdienten Frieden und Respekt für all die Menschen, die ihr Leben verloren haben, ohne in Erinnerung zu bleiben.“
Eine Lobende Erwähnung wurde an „Black Hole Legion“ von Jonathan Omer Mizrahi und Ariel Sereni Brown ausgesprochen.

Der ARRI-Preis für den Besten Dokumentarfilm geht an Stéphanie Roland für „The Empty Sphere“ (Le Fresnoy, Frankreich).

Mitten im pazifischen Ozean liegt der sogenannte Point Nemo, der als Weltraumfriedhof dient. Der experimentelle Dokumentarfilm nähert sich zwischen Realität und Fiktion diesem entlegenen Ort an. Die Jury:„Dieser Preis geht an einen Film, der einen sehr poetischen und philosophischen Blick auf ein wissenschaftliches Thema wirft. Er zeigt uns die Einsamkeit und den langsamen Tod eines Satelliten, der am exakt berechneten abgelegensten Ort der Erde abstürzt.“
Außerdem sprach die Jury auch hier eine Lobende Erwähnung aus an Daniel Asadi Faezi und
Mila Zhluktenko für „Aralkum“.

Der Preis für das beste Drehbuch geht an Drehbuchautorin und Regisseurin Naama Shmueli für „Silent One“ (Sam Spiegel Film School, Israel).

Die Jury sagt: „Filme ermöglichen uns, sehr intime und persönliche Erfahrungen darzustellen. Diesem Film ist es gelungen, auf sehr sensible Art eine zutiefst persönliche Geschichte auf eine sehr schöne und minimalistische Art zu erzählen.“ Eine junge Frau nimmt an einem Meditationsretreat in den Hügeln Jerusalems teil. Dort trifft sie auf jenen Mann, der sie einst vergewaltigt hat und als die Stille um sie herum ohrenbetäubend wird, muss sie einen Weg finden, ihrem Schmerz direkt in die Augen zu blicken.

Der Animation Award geht an den Film „Zoon“ von Jonatan Schwenk (Hochschule für Gestaltung, Offenbach).

Aus einem dunklen Sumpf inmitten eines nicht minder dunklen Waldes kriechen leuchtende Wesen an Land, um sich dort zu vergnügen. Doch der Spaß währt nicht lange, denn hungrige Zweibeiner machen kurzen Prozess mit den kleinen Amphibien. Der Axolotl-Verzehr bleibt indes nicht ohne Folgen. Die Jury begründet ihre Entscheidung: „Ein Film, der uns eine einzigartige Welt zeigt, in der die schweren Fragen unserer Zeit auf originelle, zunächst irritierend unbeschwerte, aber dann doch bestechend klare Art in Szene gesetzt werden.“

Der Panther-Preis für die beste Produktion eines Films einer europäischen Hochschule geht dieses Jahr an Mo Harawe, Regisseur und Produzent von „Will My Parents Come to See Me“ (Kunsthochschule, Kassel).

Die Jury wurde überzeugt von der „eindringlichen Darstellung eines Menschenrechts-Themas mit exzellenter Bildsprache und einer nahezu perfekten Verwendung aller filmischen Mittel.“ Ein junger Mann wird wegen Terrorismus zum Tode verurteilt. Eine Beamtin begleitet ihn in den letzten Tagen vor der Hinrichtung durch das Prozedere des somalischen Gefängnissystems.

Der Student Camera Award geht dieses Jahr an „The Forgotten“ und damit an den Kameramann Sergio Ruiz. 

Er arbeitete bei diesem Film mit Regisseur Robert Brand Ordóñez zusammen, der Filmregie an der School of Film and Television, Bogotá in Kolumbien studiert. In einer einsamen Gegend findet ein Bauer im Straßengraben einen Sarg mit einer Leiche und einem Haufen Geldscheine darin. Er beschließt, den Sarg mit nach Hause zu nehmen. Dort, in der Einsamkeit seiner Hütte, hilft ihm der tote Mann, über das spurlose Verschwinden seines Sohnes hinwegzukommen. Die Jury sagt: „Filme, deren Handlung auf Metaphern aufbaut, gehen immer ein großes Risiko ein. Der Kameramann dieses Films verfolgt einen sehr frischen Ansatz, seine Bildkompositionen unterstreichen die Vision des Autors. Er folgt den Vorstellungen des Regisseurs mit sehr zurückhaltenden und kreativen Mitteln.“

Eine Lobende Erwähnung sprach die Jury aus für die Kameraarbeit von Jakob Berger für „It Doesn’t Have to Be Today“.

ARTE-Zuschauer:innen werden demnächst in den Genuss von „Alba Vulva“ von Dorka Vermes (FreeSZFE Society, Ungarn) kommen, der mit dem ARTE-Kurzfilmpreis ausgezeichnet wurde. DIE ARTE-Jury begründet ihre Wahl folgendermaßen: „Enttäuschte Liebe und unerfüllter Kinderwunsch werden in ungewöhnlicher Weise – ganz körperlich – in diesem sehr klaren, fast kargen, Film transportiert. Ohne unnötige Effekte besticht die Einfachheit der Bildsprache, und der Rhythmus des Schnitts – hier doppeldeutig zu sehen.“ Der Film erzählt von einer Frau, deren langjährige Beziehung kürzlich zu Ende ging. Der Schmerz über die Trennung von ihrer Freundin sitzt noch tief, als sie beschließt, sich in einem Schönheitssalon die Bikinizone komplett wachsen zulassen. Während der peinvollen Behandlung kommen die verdrängten Erinnerungen zurück.

Der Wolfgang-Längsfeld-Preis würdigt im Gedenken an den Gründer des Festivals und HFF-Professor Wolfgang Längsfeld den originellsten Film. Er geht an den Kurzspielfilm „Liquid Bread“ von Alica Bednáriková (Academy of Performing Arts, Slowakei).

Die Jury sagt: „Durch den Einsatz einer Vielzahl kreativer Elemente und einen geschickten Wechsel zwischen den Genres erschafft die Filmemacherin eine eigene, einzigartige und authentische Welt. Und es gelingt ihr, die Zuschauer dazu zu bringen, eine melancholische, lustige und bewegende Geschichte über Familie, Entscheidungen und Vergänglichkeit zu sehen, die die Grenzen der Kinoleinwand überschreitet.“ Der Preis wird gestiftet vom Freundeskreis Wolfgang Längsfeld e.V.

Der Prix Interculturel geht an „Love Death and Everything in Between“ von Soham Kundu (London College of Communication, UK).

Die Jury (Galina Antoschewskaja, Eckart Bruchner, Bhagu T. Chellaney und Christine Weissbarth) war beeindruckt davon, wie hier einfühlsam – auch rückblickend – gezeigt wird, wie drei Menschen verschiedener kultureller Herkunft, Rollen und Geschlechter mit dem Tod ihres Sohnes und Freundes umgehen. „In ihrer tiefen Sehnsucht erkennen alle drei Personen, dass der Verlust nicht zu überwinden ist. Sie können nur gemeinsam lernen, mit ihm zu leben und den Schmerz zu verarbeiten.“

Außerdem sprach die Jury eine Lobende Erwähnung an Sara Massieu für „I Was Attacked“ aus.

Beim Publikum kam „I Was Never Really Here“ von Gabriel B. Arrahnio (Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf) am besten an. Der Film wurde von den Zuschauer:innen, die bis Samstagmorgen um 11 Uhr für den Publikumspreis hatten abstimmen können, am besten bewertet. Gabriel erzählt Geschichten über Minderheiten, die im Weltkino oft übersehen werden und widmet sich den Lebensgeschichten von queeren Menschen und ihrem mutigen Weg über Unverständnis und Aggression hin zu Selbstliebe und Akzeptanz, so auch in diesem Film. Der Audience Award ist dotiert mit 1.500 Euro und wird vom Freundeskreis Filmfest München gestiftet.

Im Sonderwettbewerb Climate Clips Award wurden die Preise bereits beim Opening vergeben. Den Hauptpreis erhielt „The Last Shade“ von Alper Bozkurt von der University of Arts in London. Mit dem 2. Preis wurde „Once Upon a Time: Earth“ von Christian León von der Politécnico Grancolombiano in Bogotá ausgezeichnet. Der 3. Preis ging 2022 an „Fisherman“ von Vahid Omidi von der Mashgh Film School in Afghanistan.


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