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FrauenGeschichte - Frauen schreiben Geschichte Frances Glessner Lee revolutioniert die Forensik

Keine normalen Puppenstuben waren es, die Frances Glessner Lee baute. Im Gegenteil, in ihnen sammelt sich das blanke Grauen: Blutspritzer auf dem Teppich, umgestürzte Möbel, eine Frauenleiche im Bett, ihre Kleidung blutgetränkt - Nachbauten von Tatorten.

Author: Julia Grantner

Published at: 23-2-2022

Die Forensikerin Frances Glessner Lee vor einem Modell eines Tatorts, das sie gebaut hat. Sie hat die Gerichtsmedizin mit ihren detailgetreuen Nachbildungen von Tatorten revolutioniert. Weitere Porträts von bedeutenden Frauen, die die Welt veränderten, gibt's auf dem Instagram-Kanal von FrauenGeschichte und bei ardalpha.de. | Bild: Glessnerhouse

Frances Glessner Lees Miniaturen zeigen detailgetreu die Tatorte ungeklärter Morde: Damit revolutionierte sie in den 1930er- und 1940er-Jahren die Gerichtsmedizin. 1943 erkannte die New Hampshire State Police den Verdienst von Glessner Lee an und ernannte sie zum ersten weiblichen Polizeicaptain. 

Frances Glessner Lee durfte nicht studieren 

Dass Frances Glessner Lee die Forensik derart beeinflussen sollte, danach sah es lange nicht aus. Ein Studium wurde ihr vom Vater nicht erlaubt, stattdessen wurde sie in die Ehe gedrängt. Später lies sie sich aber von ihrem Mann scheiden. Nach dem Tod ihrer Eltern erbte sie das Familienvermögen und gestaltete ihr Leben endlich so, wie sie es wollte. 

Frances Glessner Lee stiftete ersten Forensik-Studiengang 

1931, als sie schon 65 Jahre war, stiftete sie der Harvard Medical School 250.000 Dollar für die Einrichtung des ersten Forensik-Studiengangs in den USA und besuchte dort selbst Seminare. Ab den 1940er-Jahren gab es Kurse für Polizeibeamte, um die neuesten forensischen Techniken kennenzulernen. Für diese stellte Glessner Lee ihre Miniaturtatorte her. Sie sollten dabei helfen, einen Tatort "lesen" zu lernen.   

Nachbauten von Tatorten helfen bei Ermittlungen

Mit Zahnarztinstrumenten baute die handwerklich begabte Frau 19 Puppenstuben, mit denen junge Ermittler ihren analytischen Blick schulen sollten: winzige Patronenhülsen, Kratzer auf dem Fußboden. Die Mini-Pullover der Toten strickte Frances Glessner Lee mit Stecknadeln.

"Ich bin ununterbrochen versucht, noch mehr Indizien hinzuzufügen. Halten Sie mich auf, wenn ich zu weit gehe."

Frances Glessner Lee in einem Brief an einen Mitarbeiter der Harvard Medical School

Frances Glessner Lee wurde "Mutter der Forensik"

Ein Glück, dass niemand die umtriebige Millionenerbin bremste. Denn ihre Methode, blutige Verbrechen in ihren Puppenstuben nachzustellen, gilt als Meilenstein auf dem Weg zur heutigen Spurensicherung und Rechtsmedizin. Frances Glessner Lee kann getrost als Mutter der Forensik bezeichnet werden. 

"FrauenGeschichte" auf Instagram

Viel zu oft standen Frauen, die Großes geleistet haben, im Schatten der Männer. Der BR-Instagram-Kanal "FrauenGeschichte" zeigt die weibliche Perspektive auf die Vergangenheit.


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