Franken


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175 Jahre Restaurant "Eule" Ende eines Sanierungsfalls

Das traditionsreiche Stammlokal der Wagner-Begeisterten wurde nach seiner Schließung 2007 aufwendig saniert. Nach dem Ende der teuren Arbeiten am morbiden Gebäude zeigt sich: Es hat sich gelohnt.

Stand: 15.07.2015 | Archiv

Restaurant Eule Bayreuth | Bild: BR

1444 wurde das Haus im Kern der Bayreuther Innenstadt das erste Mal urkundlich erwähnt: ein gewisser Kuntz Kröpfel wohnte damals dort. Danach wechselten sich Tuchscherer, Trompeter, Bäcker, Weber, Badmägde und Schulmeister ab. Zweimal wurde es Opfer von Flammen: bei den Stadtbränden 1605 und 1621. Danach wieder Handwerker: Sattler, Schuster, Schneider, Beutler. 1739 dann der erste Notenkundige: Kammermusicus H. Roming. Knapp 100 Jahre später kommt das Haus in der heutigen Kirchgasse zu seinem Namen: der Schuhmachermeister Johann Matthäus Eule sattelt um zum Bierwirt und begründet die gastronomische Tradition in der damaligen Ochsengasse. Er besaß ab diesem Zeitpunkt auch die sogenannte Traiteur-Gerechtigkeit, durfte also Mahlzeiten für große und kleine Feierlichkeiten kochen. Auf bayreutherisch also: "a Wärdshaus" betreiben.

Vorliebe für süffiges Bier

Historische Aufnahme

1871 kommt Richard Wagner aus der Schweiz nach Bayreuth. Von dort bringt er seine Vorliebe für süffiges Bier und den täglichen Dämmerschoppen mit. Allerdings wird zunächst der "Angermann" in der Kanzleistraße sein Stammlokal ("Triffst Du mich nicht zu Hause an, bin ich gewiss beim Angermann"). Überliefert ist, dass Wagner stets zwischen 17 und 18 Uhr erschien und am liebsten am Kutschertisch Platz nahm. Im Sommer wird der Meister mit seiner Familie auch oft auf dem Angermann'schen Keller an den 99 Gärten gesichtet, wo man im Schatten einer Laube entspannt Picknick machen kann. Doch dann muss der "Angermann" dem Neubau des Bayreuther Postgebäudes weichen, und Wagner trinkt sein Bier daraufhin auch in der "Eule". Das damals führende Festspiellokal von Christian Sammet im Alten Schloß schließt 15 Jahre später und der Stern der seit 1893 von Gastwirt Hans Meyer geführten "Eule" als Künstlerkneipe geht daraufhin endgültig auf. Bierfreund Wagner ist da schon längst tot. Es sind aber Kammersänger wie Hans Breuer, Loisl Burgstaller oder der Heldentenor Julius Kniese, die halfen, diesen Ruf zu begründen und zu verfestigen.

Stammkneipe und Künstlertreffpunkt 

Die "Eule" wurde zu Stammkneipe von Wagners Sohn Siegfried. Später dann, beim Neubeginn der Festspiele 1924 ist sie "alleinige Wagner-Gaststätte", beliebter Treffpunkt von Sängern, Musikern, Dirigenten und Wagner-Enthusiasten – vor allem während der Festspielzeit nach den Vorstellungen. Das "Neu-Bayreuth" des Brüderpaares Wieland und Wolfgang Wagner führte dann in den 1950-er-Jahren zu einer erneuten Renaissance der Künstlerkneipe. Da führte die legendäre Wirtin Anny Meyer das Lokal, verwöhnte das Künstlervolk, traf den richtigen Ton bei der Politprominenz und platzierte auch schon mal Intimfeinde wie Franz Josef Strauß und "Spiegel"-Chef Rudolf Augstein ganz bewusst an einen Tisch.

Rettung vor den Verfall

Verfaulte Dachkonstruktion

1967 erwarb dann Johanna Heise die "Eule" und brachte sie noch einmal zum Glänzen. Doch das Wirtshaus hatte seine besten Jahre hinter sich, es begann der Niedergang. Es wurde schließlich zum Sanierungsfall, bis hin zur diagnostizierten akuten Einsturzgefahr. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewog musste in die Bresche springen und die "Eule" 2009 kaufen, um das morbide Gebäude vor dem endgültigen Verfall zu retten.

2,4 Millionen Euro Sanierungskosten

Sanierung und Umbau des denkmalgeschützten Hauses kosteten 2,4 Millionen Euro

Die Sanierung wurde beinahe zu einem Alptraum für Projektleiter Andreas Baier und sein Team. Nahezu täglich stießen sie bei den Sicherungsmaßnahmen auf neue unliebsame Überraschungen. Die verfaulte Dachkonstruktion entpuppte sich als gefährlich marode: Es grenzte an ein Wunder, dass die "Eule" überhaupt noch stand. Die Wände hatten sich unter der Last stark verformt. Dazu tauchten vergessene Keller und Gewölbe wieder auf - wie etwa eine Treppe die heute in einen Weinkeller führt. Sanierung und Umbau des denkmalgeschützten Hauses kostete die Gewog insgesamt 2,4 Millionen Euro.

Cosima-Wagner-Zimmer

Koch und Küchenmeister Harald Kaiser, ein gebürtiger Röslauer, arbeitet daran, die "Eule" wieder zum Kult machen. Die Speisekarte des neuen Patrons ist inspiriert von den Hunderten zwischenzeitlich eingelagerten Bildern von Stars und Prominenten, die - versehen mit handsignierten Widmungen - wieder an den Wänden des Restaurants  hängen: Furtwängler, Toscanini, Knappertsbusch, von Karajan, Martha Mödl und Anja Silja, René Kollo und Peter Hofmann. Die Menüauswahl ist aber auch angelehnt an Christian Sammets Künstlerlokal "Café im Alten Schloss" von 1892: So gibt es in der Richard-Wagner-Stube, im Cosima-Wagner-Zimmer oder im gerade neu eröffneten Biergarten Kreationen wie "Nibelungensuppe", "Goldschatz im Rhein", "Sentas Traum" oder die berühmten Bayreuther "Blauen Zipfel", die Leibspeise Richard Wagners.


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