BR Fernsehen - Dokumentarfilm


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Dokumentarfilm Walaa!

In einem Stadion im Westjordanland begegnet die Filmemacherin Noemi Schneider der Fußballerin Walaa Hussein und kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die 23-jährige Araberin spielt nicht nur für die palästinensische Nationalmannschaft, sondern auch für einen Ligaverein in ihrer israelischen Heimat.

Stand: 20.10.2014

Walaa Hussein lebt in Israel und gehört als Araberin einer Minderheit im jüdischen Staat an. Auch sonst ist Walaa anders: Sie blondiert sich entgegen der muslimischen Gepflogenheit die Haare, trägt keinen Schleier - und sie spielt Fußball.

Walaa beim israelischen Ligaspiel mit Ramat Hasharon.

Und das richtig gut: Mit 16 spielte sie bereits für die israelische Nationalmannschaft, mit 19, nachdem sie verletzungsbedingt länger pausieren musste, machte ihr der palästinensische Fußballverband ein Angebot, seither spielt die arabische Israelin nicht nur für ihren Verein in Israel, den sie regelmäßig zum Meistertitel schießt, sondern auch für die palästinensische Nationalmannschaft.

Walaa ignoriert die Grenzen. Aber welche Zukunft kann es für die junge talentierte Sportlerin geben? Zwar unterstützt ihr Vater, der der Meinung ist, es gibt keine Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen, sie bedingungslos. Doch der gesellschaftliche Druck, sich einen Mann zu suchen und sich dem häuslichen Rollenbild anzupassen, wächst.

Filminfo

Originaltitel: Walaa! (D, 2013)
Regie: Noemi Schneider
Länge: 70 Minuten
VT-UT

Die Filmemacherin Noemi Schneider hat die 23-jährige Fußballspielerin auf beiden Seiten der Mauer begleitet. Sie zeichnet das Bild einer faszinierenden Persönlichkeit, die jeden Tag aufs Neue Grenzen überwinden muss.

"Ich bin Araberin, Palästinenserin und Israelin. Aber zuallererst bin ich ein Mensch!", erklärt Walaa Hussein immer wieder, und wie sie es sagt, klingt das überzeugt, selbstbewusst und einfach. Doch Noemi Schneiders sensible Dokumentation lässt allein durch die Kraft ihrer Beobachtung vorsichtig die Zerrissenheit und die Unmöglichkeit eines solchen Lebens durchschimmern.

Walaa auf dem Ölberg in Ostjerusalem

Diese differenzierte Darstellung einer Ausnahmepersönlichkeit gelingt der Filmemacherin, die auch ein Buch über Walaa Hussein veröffentlicht hat, auch deshalb so intensiv, weil sie selbst u.a. in Tel Aviv lebt und die Mauer, die Fußballspielerin und die muslimischen Traditionen nicht mit den Augen einer Fremden betrachtet.

Der Film, der als BR-Koproduktion entstand, wurde für den FFF-Förderpreis für bayerische Nachwuchsregisseure 2014 nominiert. Das Bayerische Fernsehen zeigt "Walaa!" an diesem Abend als deutsche Erstausstrahlung.


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